Was ist HERMES: Definition

Datum: 25/06/2024| Kategorie: Best Practices Glossar| Tags:

HERMES ist ein umfassendes Managementsystem, das für verschiedene Arten von Projekten und Programmen verwendet werden kann, wie z. B. organisatorische Veränderungen, IT-Projekte oder die Entwicklung von Dienstleistungen. Es wurde von der Bundesregierung entwickelt, die es kostenlos als offenen Standard anbietet.

HERMES ist die Schweizer Methode des Projektmanagements im Bereich der Informatik, der Dienstleistungs- und Produktentwicklung und der Anpassung der Unternehmensorganisation.

Das HERMES-Zertifizierungssystem hat zwei Hauptstufen, HERMES Foundation und HERMES Advanced.
Die HERMES-Methode wurde seit 1975 entwickelt und mit aktiver Unterstützung von Anwendern und Fachleuten ständig verfeinert.

Seit 1975 wird HERMES von der Bundesverwaltung für die Verwaltung und Umsetzung von Informatikprojekten eingesetzt. Im Laufe der Jahre wurde sie weiterentwickelt und überarbeitet.

HERMES gewährleistet ein gemeinsames Projektverständnis und unterstützt alle Projektbeteiligten bei der effizienten und erfolgreichen Erfüllung ihrer Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Dank seiner klaren Struktur unterstützt HERMES verschiedene Anwendungsfälle und kann leicht an die Bedürfnisse des Projekts angepasst werden.

HERMES-Projektmanagement-Methodenelemente

Das HERMES-Projektmanagement erleichtert die Steuerung, Verwaltung und Durchführung von Projekten und unterstützt die Entwicklung von Organisationsstrukturen, Produkten, Dienstleistungen, IT-Systemen, Logistik und Infrastrukturen unterschiedlicher Komplexität. Ein Projekt kann in Teilprojekte untergliedert werden, die sich jeweils auf bestimmte Aspekte konzentrieren (z.B. Nutzer, Ersteller, Betreiber, Organisation, IT, Rechtsgrundlagen). Komplexe oder langfristige Projekte müssen nicht unbedingt als Programme strukturiert sein, sondern können als Projekte mit operativen Einheiten geführt werden.
Das HERMES-Projektmanagement bietet eine klare und verständliche Methodik mit einer einheitlichen Terminologie für alle Beteiligten. Es hat einen modularen Aufbau, der leicht erweiterbar ist und ständig aktualisiert und verbessert wird.
HERMES wird entwickelt nach:

  • Phasen
  • Szenarien
  • Module
  • Ergebnisse
  • Rollen

Laden Sie unsere Infografik herunter und entdecken Sie die wichtigsten Elemente, die sie charakterisieren!

Phasen

Das HERMES-Phasenmodell ist das Rückgrat eines jeden Projekts. Es sorgt für ein gemeinsames Verständnis zwischen den Beteiligten und unterstützt ein effektives interorganisatorisches Management. Es basiert auf dem Projektlebenszyklus und umfasst eine Initialisierungsphase am Anfang und eine Abschlussphase am Ende, die sowohl für klassische als auch für agile Ansätze gilt und alle Phasen der Lösungsentwicklung abdeckt.

Hermes - Phasenmodell

Quelle: Bundeskanzlei Hermes Online

Projekte durchlaufen fünf oder drei Phasen:Initialisierung, Konzeption, Umsetzung und Abschlussbeim klassischen Ansatz, und nur Initialisierung, Umsetzung und Abschluss beim agilen Ansatz.

In der Initialisierungsphase werden die möglichen Lösungen und der einzuschlagende Weg definiert, während die Abschlussphase das Projekt abschließt und den organisatorischen Übergang steuert.

Die Entscheidung zwischen dem klassischen und dem agilen Ansatz wird in der Initialisierungsphase auf der Grundlage von technischen und verfahrenstechnischen Begründungen getroffen. In einem Programm können einige Projekte den klassischen Ansatz und andere den agilen Ansatz verfolgen.

Szenarien

In einer Organisation werden verschiedene Projekte realisiert, die sich in Inhalt und Komplexität unterscheiden. Das HERMES-Projektmanagement bietet Szenarien, um diese Vielfalt zu managen, indem es einen Entwicklungsprozess von der Initialisierung bis zum Abschluss definiert: Beim klassischen Ansatz umfasst dies die Konzeption, Realisierung und Einführung, beim agilen Ansatz die Implementierung.

Ein Szenario leitet die Durchführung spezifischer Projekte und enthält die wesentlichen Elemente der HERMES-Methode zur Entwicklung von Lösungen, die das Projektmanagement einfach und schnell machen.

In der Initialisierungsphase wählt der Projektleiter das passende Szenario für den Entwicklungsprozess aus und plant das Vorgehen und die Entwicklung der Lösung. HERMES bietet Standardszenarien, z.B. für organisatorische Anpassungen oder für die Entwicklung von Dienstleistungen/Produkten.

HERMES-Nutzer können die Standardszenarien an ihre eigenen Anforderungen anpassen, indem sie maßgeschneiderte Szenarien erstellen.

Module

Module sind wiederverwendbare Komponenten, die den verschiedenen Phasen zur Erstellung von Projekten und Szenarien zugeordnet sind. Ein Modul besteht aus Ergebnissen, die thematisch mit den zugehörigen Aufgaben zusammenhängen. Der Projektleiter kann zusätzliche Module erstellen und diese in die einzelnen Szenarien integrieren.

Hermes - Module

Quelle: Bundeskanzlei Hermes Online

Ergebnisse

Jedes Ergebnis wird detailliert beschrieben, mit spezifischen Dokumenten. Aufgaben und Rollen werden zugewiesen, wobei die Verantwortlichkeiten und die Beteiligung angegeben werden.

HERMES legt die wesentlichen Dokumente für die Projektsteuerung fest.

Meilensteine markieren den Beginn und das Ende von Phasen und gewährleisten die Qualität von Entscheidungen. In einem agilen Ansatz kann eine optionale Freigabe angefordert werden, die zusätzliche Meilensteine erzeugt.

Alle Meilensteine stellen kritische Entscheidungspunkte dar, die jeweils mit einem Meilenstein abgeschlossen werden. Je nach Modul gibt es mehrere zusätzliche Entscheidungen und Meilensteine.

Hermes - Ergebnisse

Quelle: Bundeskanzlei Hermes Online

Rollen

HERMES Project Management unterscheidet zwischen Rollen in der Basisorganisation und in der Projektorganisation, konzentriert sich aber ausschließlich auf Projektrollen. Jede Rolle wird mit ihren Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Beziehungen beschrieben und einer bestimmten Hierarchiestufe zugeordnet. Es wurden verschiedene Rollen definiert, um unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Benutzer, Ersteller und Betreiber sind in die Projektorganisation integriert und bestimmten Rollen zugeordnet.

Das Diagramm zeigt die Organisation eines Projekts, wobei die Mindestrollen des Auftraggebers, des Projektleiters und des Nutzervertreters in grau dargestellt sind:

Hermes - Rollen

Quelle: Bundeskanzlei Hermes Online

Die Unterschiede zwischen HERMES 2022 und HERMES 5

Die Ausgabe 2022 von HERMES Project Management spiegelt die Entwicklung des Projektdesigns und die Erwartungen der Nutzer an einen fortschrittlicheren Ansatz als sein Vorgänger Hermes 5 wider. Die HERMES-Methode integriert den agilen Entwicklungsansatz in das Phasenmodell und berücksichtigt dabei die bestehende Governance und die Schnittstellen, wobei der Schwerpunkt mehr auf der Organisation und der Geschäftsorientierung als auf der IT liegt.

HERMES unterscheidet zwischen klassischem und hybridem Projektmanagement und ermöglicht die standardisierte Integration agiler Methoden. Der grundsätzliche Aufbau und die Methoden bleiben unverändert, jedoch stehen nun die Ergebnisse im Mittelpunkt, wobei die Kapitelüberschriften teilweise geändert wurden.

Die HERMES-Terminologie ist im Wesentlichen unverändert. Die klassische Entwicklung stellt die Aktivität in den Mittelpunkt, während die agile Entwicklung eine mögliche Freigabeberechtigung für den Kunden einführt, wobei die Governance beibehalten wird.

Zu den wichtigsten Änderungen gehören:

  • Die Projektphasen berücksichtigen nun die agilen Anforderungen.
  • Das Projektmanagement steht im Mittelpunkt, während agile Methoden untergeordnet und als Blackbox integriert sind.
  • Das Projekt beginnt mit einer schlanken Initialisierungsphase.
  • Der Beschaffungsprozess wird bereits in der Initialisierungsphase geplant.
  • Die Funktion der Meilensteinkontrolle wird gestärkt, die unabhängig vom gewählten Verfahren gilt.
  • Aufgaben definieren nun die erforderlichen Ergebnisse.
  • Mindestrollen: Kunde, Projektleiter und Nutzervertreter, mit klar getrennten Management- und Fachkompetenzen.
  • Der Projektleiter benötigt eher Management- als Fachkompetenzen.
  • Der Benutzervertreter hat eine zunehmende technische Verantwortung.

Wie frühere Ausgaben bietet das Handbuch eine Grundlage für größere Projekte mit Anwendung der projektbezogenen Methode (Tailoring). Ziel ist es, die Komplexität zu reduzieren und die Benutzerfreundlichkeit des HERMES-Projektmanagements zu erhöhen.

Möchten Sie mehr über die Unterschiede zwischen HERMES 5 und HERMES 2022 erfahren? Lesen Sie hier unser Interview mit dem Trainer Serge Schilz!

Die Vorteile der HERMES-Zertifizierung

Die HERMES-Methode ist so konzipiert, dass sie die Leitung, Verwaltung und Durchführung von Projekten mit unterschiedlichen Merkmalen und Komplexitätsgraden unterstützt. Dank ihres modularen Aufbaus kann sie je nach den spezifischen Bedürfnissen angepasst und erweitert werden.

HERMES unterscheidet zwischen dem klassischen Projektmanagement und dem hybriden Management. Das hybride Management ermöglicht die Integration verschiedener agiler Entwicklungsansätze auf konsistente Art und Weise.

HERMES ist eine offene Methode, die vom Bund entwickelt und vom Verein eCH als Standard (eCH-0054) anerkannt wurde.

HERMES ist ein sofort einsetzbares Werkzeug, das zahlreiche Vorteile für das Projektmanagement bietet. Mit seiner methodischen Unterstützung auf der Basis einer Weboberfläche bietet es spezifische Szenarien für die konkrete Umsetzung von Projekten sowie Checklisten und Vorlagen, die die Durchführung von Aktivitäten erleichtern.

HERMES zeichnet sich durch seine Einfachheit und Intuitivität aus. Es bietet klare Aufgabenbeschreibungen durch klar definierte Aktivitäten, konkret beschriebene Rollen und Dokumentenvorlagen für schnelle Ergebnisse.

HERMES ist eine wertvolle Hilfe für verschiedene Projektbeteiligte:

  • Für Auftragnehmer erleichtert es die Umsetzung von Governance und Nachhaltigkeit.
  • Für Projektmanager unterstützt es die Planung, Kontrolle und Steuerung von Aktivitäten
  • Für die Projektmitarbeiter vereinfacht es die Ausführung von Aufgaben.
  • Für das Management erleichtert es das gesamte strategische Projektmanagement.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass HERMES ein vielseitiges und leicht zugängliches Instrument ist, das sich ideal zur Verbesserung der Effizienz und Effektivität des Projektmanagements auf verschiedenen Organisationsebenen eignet.

Zertifizierungsprogramm für HERMES-Kurse

Das Hermes-Zertifizierungsprogramm hat zwei Hauptstufen:

  • HERMES Foundation

Die HERMES Foundation-Stufe richtet sich an Personen, die allgemeine Kenntnisse über HERMES benötigen.

Die HERMES-Foundation-Prüfung  soll sicherstellen, dass der Kandidat über ein grundlegendes Verständnis der HERMES-Projektmanagementmethodik verfügt. Der Kandidat hat ein gründliches Verständnis der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Elementen der Methodik, weiß, wie man ein Projekt methodisch angeht, und ist darauf vorbereitet, effektiv an HERMES-Projekten zu arbeiten.

  • HERMES Advanced

Das HERMES Advanced Level bereitet die Teilnehmer auf die praktische Anwendung der HERMES-Methode vor.

Die HERMES-Prüfung für Advanced  sll sicherstellen, dass der Kandidat weiß, wie er ein HERMES-Projekt managen und leiten kann, und dass er ausgewählte Projektmanagementaufgaben durch die Arbeit an Fallstudien geübt hat.

Wie man die HERMES-Zertifizierung erhält

QRP International hat einen Kalender mit offenen HERMES-Kursen vor Ort (Zürich und Genf) oder virtuell und bietet auch eine E-Learning-Lösung.

Die für die Zertifizierung zuständige Institution ist TÜV SÜD.

Das Foundation-Zertifikat ist zeitlich unbegrenzt gültig. Das Advanced-Zertifikat hat eine Gültigkeit von fünf Jahren. Zur Verlängerung müssen die erforderlichen Unterlagen bei TÜV SÜD eingereicht werden.

Die Advanced Zertifizierung und Rezertifizierung wird durch das TÜV SÜD-Prüfungsinstitut gewährleistet.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, wie Sie eine Hermes-Zertifizierung erhalten können? Besuchen Sie unsere Seiten Hermes Foundation und Hermes Advanced, um unsere Kalendertermine zu entdecken!

Quellen:

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